Weihnachten oder Julfest?

Aktualisiert am: 20.09.2021

In Deutschland ist Weihnachten eines der wichtigsten Feste im Jahresverlauf. In den letzten Jahren hat sich aber rund um die Weihnachtstage ein weiteres Fest zusehends einen Namen gemacht: das Julfest. Viele verbinden mit dem Begriff die Weihnachtsfeierlichkeiten in Skandinavien. Tatsächlich hat das Julfest aber einen ganz anderen Ursprung und wird auch nicht an Heiligabend oder den Weihnachtsfeiertagen begangen. 

Weihnachten beginnt am Heiligabend

Es gibt kaum ein Fest, auf das sich gerade Kinder so freuen, wie auf Weihnachten. In vielen Familien ist der Heiligabend, an dem in Deutschland traditionell die Bescherung stattfindet, der heimliche Höhepunkt. Während die Kirche am Abend des 24. Dezembers jedes Jahr die Geburt von Jesus Christus feiert, finden sich deutschlandweit Familien in diesen Stunden zusammen, um sich zu beschenken. Der Heiligabend wird hierzulande traditionell mit einem gemeinsamen Abendessen eingeläutet. Regional gibt es Unterschiede zwischen den Gerichten, die serviert werden. Nach dem gemeinsamen Essen folgt meist die Bescherung. 

Viele Familien besuchen am Heiligabend zudem den Gottesdienst, um sich auf die kommenden Feiertage einzustimmen. Dieser findet entweder in den Nachmittagsstunden oder am Abend statt. Begleitet wird der Gottesdienst zu Heiligabend meist von einem Krippenspiel, das von den Kindern der Kirchgemeinden gestaltet wird. 

Dem Heiligabend schließen sich hierzulande der erste und zweite Weihnachtsfeiertag an. Beide sind gesetzliche Feiertage, die ebenso vorwiegend im familiären Kreis und mit traditionellen Spezialitäten wie der Weihnachtsgans genossen werden. 

Rund um die Weihnachtstage haben sich in Deutschland zahlreiche Bräuche und Traditionen etabliert. Viele davon versüßen klein und groß bereits die ersten Dezemberwochen und verkürzen damit die Wartezeit. Typische Traditionen, die mit Weihnachten in Verbindung stehen, sind: 

  • Adventskalender
  • Schwibbögen
  • Weihnachtsbäume
  • Weihnachtssterne
  • Weihnachtsgeschenke
  • Räucherkerzen
  • Mistelzweige
  • Tannengrün

Das Julfest – das Fest zur Wintersonnenwende

Während Weihnachten die Zeit vom 24. bis 26. Dezember eines Jahres prägt, wurde mit dem Julfest ursprünglich die Wintersonnenwende gefeiert. Dieses Fest mit germanischem Ursprung findet traditionell also am 21. Dezember eines Jahres statt – dem Tag, an dem die Nacht am längsten ist. Danach werden die Nächte Stück für Stück wieder kürzer. 

Heute ist bekannt, dass die Menschen das Julfest lange vor dem heute beliebten Weihnachten gefeiert haben. Es ist ein traditionelles germanisches Fest und deswegen bis heute sowohl in Deutschland als auch in Nordeuropa bekannt. Viele Traditionen, die ursprünglich für dieses germanische Fest ins Leben gerufen worden, finden sich im heutigen Weihnachtsfest wieder. 

Neben den Germanen haben auch die Kelten das Julfest begangen. Für sie symbolisierte es das Geburtsfest der Sonne. Während heute der 21. Dezember die Wintersonnenwende datiert, fiel diese zurzeit der Kelten und Germanen auf den 25. Dezember, den heutigen ersten Weihnachtsfeiertag. Erst durch das Christentum wurde der 25. Dezember schließlich nicht mehr als der Geburtstag der Sonne gefeiert, sondern zum Geburtstag von Jesus auserkoren. 

Die Kelten sahen in den letzten Tagen des alten Jahres einen Neubeginn, der vor allem mit den steigenden Sonnenstunden assoziiert wurde. Sie läuteten also jedes Jahr aufs Neue die Zeit des Lichts ein. 

Während das heutige Weihnachten nur drei Festtage umfasst, wurde Jul ursprünglich zwölf Nächte lange gefeiert. Es erstreckte sich also bis zum 6. Januar. Die sogenannten Rauchnächte sind bis heute in einigen Regionen Deutschlands, so auch in vielen Gebieten Thüringens, bekannt. Die Kelten nutzten diese Zeit in erster Linie, um die Häuser ihrer Familien auszuräuchern. Ziel war es, die Häuser zu reinigen und sie auf den Neubeginn, auf das neue Jahr, vorzubereiten. Den Erzählungen zufolge wurden die zwölf Rauchnächte aber auch immer von seltsamen Gestalten geprägt, die in dieser Zeit die Familien heimsuchten. 

Eine dieser Gestalten war Frau Perchta. Vielen ist sie heute vorwiegend als Frau Holle bekannt und wird mit dem Märchen der Gebrüder Grimm verbunden. Tatsächlich ist Frau Perchta dem Charakter der Märchenfigur sehr ähnlich. Auch sie kam in den Rauchnächten in die Familien, um einzuschätzen, welche Familienmitglieder im letzten Jahr faul oder fleißig waren. 

In Skandinavien ist Weihnachten bis heute als Jul bekannt. Viele Traditionen, die mit dem heidnischen Fest verbunden waren, sind in Nordeuropa bis heute erhalten. Hierzu gehört beispielsweise der Julblock aus Stroh, der zu Weihnachten angezündet wird. Er symbolisiert die Rückkehr des Lichts. 

Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Weihnachten und dem Julfest

Während Weihnachten ein christliches Fest ist, hat das Julfest einen heidnischen Ursprung. Trotzdem gibt es zwischen den Festen viele Gemeinsamkeiten: 

  • Beide Feste werden von zahlreichen Kerzen und Lichtern begleitet
  • Familien finden zusammen, um gemeinsam die letzten Tage des Jahres sowie den damit verbundenen Neubeginn zu feiern
  • Geschenke für Familienmitglieder und liebe Menschen, auch für kleine Babys in Form von neuer Babyzimmer Deko oder ein süßes Baby Nachtlicht
  • erleuchtete Bäume und Tannengrün als Symbol des Lebens und Trostspender in der dunklen Jahreszeit
  • Mistelzweig 
  • Räucherwerk

Trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Weihnachten und dem Julfest große Unterschiede: 

Weihnachten

Julfest

  • Geburtstag von Jesus Christus
  • christlicher Ursprung
  • Dauer von 2 Nächten 
  • seit jeher am 25. Dezember, Heiligabend am 24. Dezember
  • je nach Region bringen Weihnachtsmann oder Christkind die Geschenke
  • Geburtstag der Sonne
  • heidnischer Ursprung
  • Dauer von 12 Nächten, den sogenannten Rauchnächten
  • Beginn unterscheidet sich je nach Region und Epoche (zunächst am 25. Dezember, später am 21. Dezember)
  • Erscheinen wundersamer Gestalten in allen 12 Nächten
  • Frau Perchta urteilt über Faulheit und Fleiß

 

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