Das erste Vierteljahr – Herausforderungen und Meilensteine der Entwicklung

Aktualisiert am: 07.12.2021

Im Alter von drei Monaten erlebt das Baby einen großen Entwicklungsschub. Es baut seine motorischen Fähigkeiten aus und verliert damit auch die ersten angeborenen Reflexe.

Neben großen Entwicklungssprüngen bei der Sinneswahrnehmung lernt das Baby außerdem, seinen Körper wahrzunehmen und aktiver mit der Umwelt zu interagieren.

Welche körperliche und mentale Entwicklung im ersten Vierteljahr zu erwarten ist und wie man das Baby bestmöglich fördert, erklären wir in diesem Artikel.

 

Gesundheit und Vorsorge

Bis zur Vollendung des dritten Lebensmonats steht dem Baby mindestens ein Besuch beim Kinderarzt bevor. Dieser erfolgt idealerweise in der vierten oder fünften Lebenswoche und hat die Vorsorgeuntersuchung 3 zum Anlass.

Die meisten im Krankenhaus geborenen Babys erhalten die ersten beiden Vorsorgeuntersuchungen noch vor der Entlassung, sodass die U3 im besten Fall der erste Anlass für einen Besuch beim Kinderarzt ist. Worauf der Kinderarzt dabei besonders achtet und was bei der U3 passiert, haben wir hier erklärt: https://www.lalemie.de/babys-gesundheit/

 

Impfschutz im 3. und 4. Monat

Ab dem dritten Lebensmonat stehen außerdem die Auffrischungsimpfungen ins Haus. Diese können in der Regel gemeinsam mit der Vorsorgeuntersuchung 3 durchgeführt werden und umfassen den Impfschutz gegen Tetanus, Keuchhusten, Hib, Diphtherie, Rotaviren, Kinderlähmung und Hepatitis B.

Einen Monat später, im Alter von 4 Monaten, werden alle genannten Impfungen durch eine dritte Grundimmunisierung ergänzt. Zusätzlich wird der Säugling gegen Pneumokokken geimpft.

Damit ist der Impfschutz des Babys für das gesamte erste Lebensjahr abgedeckt. Die vierte Grundimmunisierung erfolgt im Alter von 11 bis 14 Monaten und wird von vielen Eltern erst nach dem ersten Geburtstag durchgeführt.

Wer Impftermine verpasst hat oder aufgrund von Erkrankungen mit der Grundimmunisierung warten musst, kann sich bei den Vorsorgeuntersuchungen jederzeit zum Impfstatus und zum Handlungsbedarf beraten lassen. In unserem Artikel über das Impfen haben wir ausführlich zu diesem Thema recherchiert und die wichtigsten Informationen zum Impfschutz zusammengefasst.

 

Der erste Schnupfen – Wann zum Kinderarzt?

Spätestens in den kühleren Monaten ist es schnell passiert, dass sich das Baby mit einer Erkältung ansteckt. Häufig bringen Familienmitglieder und insbesondere Geschwister Erkältungsviren aus der Schule oder dem Kindergarten mit nach Hause.

Das Baby vor einer Infektion zu schützen ist dabei gar nicht so leicht. Kleinkindern die Wichtigkeit einer Nies- und Hustenetikette beizubringen kann ebenso herausfordernd sein, wie die Überzeugungsarbeit beim häufigen Händewaschen.

Weil gerade kleinere Kinder sich auch nicht zuverlässig vom Baby fernhalten lassen, ist eine Ansteckung für das Baby häufig nicht zu vermeiden. Sein Immunsystem ist im Alter von drei Monaten noch nicht sehr ausgeprägt. Zudem gibt es gegen Erkältungs- und Grippeviren keinen Nestschutz.

Besonders der Schnupfen ist eines der lästigsten Erkältungssymptome für Babys. Er erschwert die Atmung durch die ohnehin schon recht engen Nasengänge[1] des Säuglings und ist beim Schlafen, Trinken und Stillen besonders hinderlich.

Mit einem Nasensauger lässt sich überschüssiges Sekret einfach und sicher aus der Nase absaugen. Besonders vor einer Mahlzeit oder vor dem Zubettgehen sorgt eine freie Nase so für eine deutliche Erleichterung.

Gesellt sich Fieber zu der Erkältung, ist ein Arztbesuch dringend angeraten. Fiebernde Säuglinge sollten bis zum dritten Lebensmonat grundsätzlich einem Kinderarzt vorgestellt werden, wenn die Körpertemperatur 38° C übersteigt.[2]

Experimente mit den Fiebermedikamenten der älteren Geschwisterkinder sollten Eltern nicht auf eigene Faust durchführen. Der Kinderarzt kann speziell für Säuglinge geeignete Medikamente empfehlen, die sicher in der Anwendung sind.

Säuglinge reagieren auf einen Infekt mit Fieber häufig mit Weinen und allgemeiner Abgeschlagenheit. Fieber ist dabei nicht das einzige Symptom, das auf einen schwereren Infekt hindeuten kann.

Manche Babys bekommen auch bei schweren Erkrankungen kein Fieber[3], sodass Eltern auch bei normaler Körpertemperatur den Kinderarzt aufsuchen sollten, wenn das Baby sehr krank wird.

 

Ernährung und Gewicht – So viel Babyspeck ist normal

Im Alter von drei Monaten wiegen Jungs durchschnittlich 6,1 kg und Mädchen 5,6 kg. Im Vergleich zum Geburtsgewicht ist dieses Gewichtszunahme von etwa 60% im ersten Vierteljahr enorm.[4]

Körpergröße und Gewicht werden bei der Vorsorgeuntersuchung 3 vom Kinderarzt gemessen und in die Perzentilenkurve eingetragen. Aus den Normkurven der WHO ist ersichtlich, dass einige Babys im ersten Vierteljahr ihr Geburtsgewicht bereits verdoppeln.

Ab jetzt sind zwischen Mädchen und Jungs deutliche Unterschiede beim Gewicht zu verzeichnen. Die Gewichtszunahme verlangsamt sich nach dem dritten Lebensmonat und beträgt ab dem vierten Lebensmonat nur noch etwa 70 – 140 g/ Woche.[5]

Bei der Beurteilung des Körpergewichtes wird ab dem dritten Lebensmonat zunehmend auch die Körpergröße interessant. Das Verhältnis von Größe zu Gewicht ist ein wichtiger Faktor zur Beurteilung der körperlichen Entwicklung.

Generell gilt ein Baby als übergewichtig, wenn es in der Gewichtskurve die 90. Perzentile überschreitet. Das bedeutet nämlich, dass 90% aller anderen Kinder weniger wiegen.[6] Relativiert wird dieser Wert jedoch z. B. dann, wenn das Kind gleichzeitig auch eine deutlich überdurchschnittliche Körperlänge aufweist.

In vielen Fällen ist Übergewicht beim Säugling nur eine temporäre Erscheinung, die sich im Laufe der nächsten Wochen und Monate wieder verwächst. Ein kleines Plus an Babyspeck ist also zunächst nicht weiter tragisch. Die Fettschicht schützt das noch weiche Skelett des Babys und hilft ihm außerdem bei der Aufrechterhaltung seines Temperaturhaushaltes.

Deutlich problematischer ist in diesem Alter ein auffälliges Untergewicht. In diesem Fall sollte auf jeden Fall der Kinderarzt um Rat gefragt werden. Bedenkliches Untergewicht besteht dann, wenn das Baby sich mit seinem Gewicht unterhalb der 10. Perzentile befindet.

Für die Ernährung des Babys bleiben alle Empfehlungen bestehen, die bereits seit der Geburt gelten: Das Baby wird so häufig gestillt bzw. mit der Flasche gefüttert, wie sein Bedarf es erfordert. Wie viel es dabei pro Mahlzeit trinkt, entscheidet das Baby ebenfalls selbst.

Flaschenkinder sollten so lange wie möglich mit PRE-Nahrung gefüttert werden. Eine Umstellung auf Folgenahrung wird vom Forschungsinstitut für Kinderernährung nicht grundsätzlich empfohlen.[7] In einigen Fällen kann der Wechsel zur 1er-Nahrung trotzdem sinnvoll sein.

Grundsätzlich gilt, dass das Baby in 24 Stunden nicht mehr als 1 Liter Milchnahrung aufnehmen soll. Die hohe Flüssigkeitsmenge kann sonst für eine unerwünschte Ausdehnung des Magens sorgen und die nicht voll ausgereiften Nieren belasten.

Aus dem gleichen Grund sollen Babys kein Wasser zu trinken bekommen.[8] An heißen Sommertagen zweifeln Eltern immer wieder, ob sie zusätzliche Flüssigkeit anbieten sollen. Das Baby deckt seinen Bedarf in diesem Lebensalter jedoch voll mit der Muttermilch bzw. mit der Flaschennahrung.

Merken Eltern, dass das Baby nicht mehr richtig satt wird, können sie versuchsweise auf 1er-Nahrung umsteigen. Durch eine leicht abgewandelte Zusammensetzung sättigt sie bei annähernd gleichem Kaloriengehalt deutlich länger. Im Vergleich zur PRE-Nahrung ist die 1er-Nahrung der Muttermilch jedoch nicht mehr so ähnlich.

Mit dem Umstieg sollte deswegen so lange wie möglich gewartet werden. Besteht kein Anlass zu einem Wechsel, kann das Baby im gesamten ersten Lebensjahr mit Muttermilch und/oder mit PRE gefüttert werden.[9]

Umgekehrt gilt: Babys, die nur schwer zunehmen, sollten nicht mit 1er-Nahrung gefüttert werden. Weil diese länger sättigt, nehmen sie bei gleicher Kalorienmenge weniger Nahrung auf und geraten so noch stärker in ein Kaloriendefizit. Für untergewichtige Babys ist PRE-Nahrung die beste Wahl, wenn sie nicht gestillt werden können.

 

Motorik und Bewegung

Die ersten frühkindlichen Reflexe bilden sich bereits im Mutterleib aus und sollen unter anderem die Geburt erleichtern und in den folgenden Lebenswochen das Überleben und den Schutz des Babys sichern.[10]

Ab dem dritten Lebensmonat beginnen die ersten Reflexe sich zurückzubilden und machen so Platz für aktive und kontrollierte Bewegungen, die die nächsten Entwicklungsschritte vorbereiten.

Such- und Saugreflex verschwinden ab dem dritten Lebensmonat und legen so einen der Grundsteine für die Ernährung mit der Beikost. Das Nachlassen des Zungenstoßreflexes ist zusätzlich ein Beikostreifezeichen.[11]

Auch der Schreitreflex kann im Alter von drei Monaten bei fast allen Babys nicht mehr nachgewiesen werden. Der Atemschutzreflex kann hingegen noch vorhanden sein. Eltern sollten sich jedoch in diesem Alter nicht mehr voll darauf verlassen. Warum das gefährlich werden kann, haben wir hier erklärt: https://www.lalemie.de/die-erste-lebenswoche/

Bei der Vorsorgeuntersuchung 3 wird der Kinderarzt die altersgerechte Ausprägung der Reflexe überprüfen. Bilden diese sich nämlich nicht erwartungsgemäß zurück, können sie die weitere Entwicklung negativ beeinflussen. Vor allem jene Reflexe, die sich auf Bewegungen beziehen, behindern sonst die Ausbildung von motorischen Fähigkeiten wie Robben, Krabbeln oder später das Laufenlernen.

Einer der größten Meilensteine der körperlichen Entwicklung ist die Kontrolle über die Nackenmuskulatur und damit auch über das Halten des Köpfchens. Während bei Neugeborenen der Kopf ständig gehalten, gestützt und stabilisiert werden muss, erlangen Babys ab dem dritten Lebensmonat zunehmend die Fähigkeit, ihren Kopf anzuheben, zu drehen und längere Zeit zu halten.

Besonders trainiert werden muss diese Fähigkeit jedoch nicht. Eltern können die Entwicklung fördern, indem sie das Baby häufiger in Bauchlage ablegen. Dann kann man beobachten, wie es seinen Kopf hebt und versucht, sich auf seinen Ellbogen aufzustützen.

Achtung: Das Baby darf nur dann in Bauchlage abgelegt werden, wenn es dabei unter Aufsicht ist. Keinesfalls soll es in dieser Körperhaltung zum Schlafen hingelegt werden. Die Bauchlage ist ein Risikofaktor für den Plötzlichen Kindstod. In unserem Artikel über das Schlafen  erklären wir, wie man dieses Risiko reduzieren kann.

Gezieltes Greifen nach Gegenständen erweitert ab dem dritten Lebensmonat ebenfalls das Repertoire der neuen Fähigkeiten. Grundsätzlich ist dabei alles interessant, was mit der kleinen Hand gut gegriffen werden kann und dabei leicht genug ist, damit es dem Baby nicht sofort wieder aus der Hand fällt.

Eine Rassel, die bei Bewegungen zusätzliche Geräusche macht, ist bei vielen Babys der absolute Renner. Knallige Farben und hohe Kontraste bringen dabei ebenfalls Sinneseindrücke für die Augen mit. Ein einfaches Spielzeug kann so die Wahrnehmung auf vielen verschiedenen Ebenen schulen und sowohl Motorik als auch Koordination, Gehör und den Sehapparat fördern.

 

Frühförderung – Was ist PEKiP?

Das Prager Eltern-Kind-Programm ist eines der bekanntesten und beliebtesten Konzepte zur frühkindlichen Förderung. Die Idee dazu stammt aus den 1960er Jahren. Jaroslav Koch, ein tschechischer Psychologe, gilt als Gründer es Prager Eltern-Kind-Programms PEKiP.[12] Die Kurse sind in allen größeren Städten verfügbar und können sich vom Umfang und den Inhalten her leicht unterscheiden.

Das Konzept der PEKiP-Kurse besagt, dass die beste Frühförderung des Babys darin besteht, es zu selbstständigen und freien Bewegungen anzuregen. Gleichzeitig bieten die Kurse den Eltern eine Basis zum Sozialkontakt, Austausch und zur gegenseitigen Unterstützung.

Die Babys werden für die Kurse vollständig entkleidet und in einem warmen Raum auf einen mit Matten ausgelegten Boden gelegt. Der Kursleiter gibt Anregungen und Ideen für Spiele und Interaktionen mit dem Baby. Wichtig ist, dass der Kursleiter eine zertifizierte Ausbildung vorweisen kann.

Bereits ab der vierten bis sechsten Lebenswoche kann das Baby einen PEKiP-Kurs besuchen. Idealerweise sind alle Babys etwa im gleichen Alter, damit sie sich durch den Entwicklungsstand nicht zu sehr unterscheiden.

Die spielerische Interaktion stärkt die Eltern-Kind-Bindung und ermöglicht gleichzeitig eine regelmäßige Interaktion mit Gleichaltrigen. Während des Kurses erhalten Eltern außerdem viele Informationen über die frühkindliche Entwicklung.

In PEKiP-Kursen soll vermittelt werden, dass Eltern ihre Babys nicht mit denen anderer Familien vergleichen, sondern dass jedes Baby mit seinen Eigenheiten, Charakterzügen und seiner individuellen Entwicklung als besonders und einzigartig angesehen werden soll.

Mit den Anreizen, die im Rahmen des PEKiP-Kurses an das Baby gegeben werden, soll es ohne Druck gefördert werden. Dazu gehören vor allem die körperlichen, mentalen und sozialen Fähigkeiten des Babys.

Kritiker des Prager Eltern-Kind-Programms wenden ein, dass das Baby in diesem jungen Lebensalter durch die große Gruppe und die vielfältigen Reize überfordert werden könnte.[13] Die Teilnahme an solch einem Kurs kann dabei nicht nur zur Überforderung des Babys, sondern auch seiner Eltern führen.

Die immer früher beginnende Frühförderung könne die ganze Familie unter Druck setzen und sei ein Ausdruck unserer Leistungsgesellschaft, so die Kritiker.[14] Ob eine Teilnahme an einem solchen Frühförderungs-Kurs für die Entwicklung des Babys förderlich ist, kann nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Eltern sollten sich bei der Wahl des Programms mit ihren eigenen Bedürfnissen und denen des Babys auseinandersetzen und eine Freizeitaktivität wählen, die am besten zum Familienalltag passt. Das Konzept kann nur dann seine Wirkung voll entfalten, wenn Eltern und Baby entspannt zum Kurs erscheinen.

Eine Überforderung durch das Besuchen mehrerer Kurse wie Kinderturnen, PEKiP und Babyschwimmen sollte jedoch vermieden werden. Am besten verlässt man sich auf sein Gefühl: Einige Babys lieben die soziale Interaktion mit anderen Babys auch schon im ersten Vierteljahr. Andere hingegen benötigen mehr Zeit für ihre individuelle Entwicklung und fühlen sich vor allem im heimischen Familienkreis am wohlsten.

Im Prinzip ist dies auch genau jene Fähigkeit, die in PEKiP-Kursen vermittelt werden soll: Die Bedürfnisse und Besonderheiten des eigenen Kindes erkennen und respektieren lernen, es in diesem Rahmen bestmöglich zu fördern und dabei seine Grenzen zu respektieren.

Dieser wichtige Aspekt ist vor allem der Grund, warum das Konzept überwiegend als empfehlenswert gilt.[15] Wird der wöchentlich stattfindende Kurs sinnvoll und ohne Überforderung in Babys Alltag integriert, kann es von der Förderung tatsächlich profitieren.

Eine Gruppenstunde dauert in der Regel 60 bis 90 Minuten. Die Kosten können je nach Wohnort sehr unterschiedlich sein. Manchmal übernehmen die Krankenkassen im Rahmen der Gesundheitsprävention einen Teil der Kursgebühr.

Einen Zuschuss erhält man jedoch nur, wenn man einem offiziell anerkannten und zertifizierten PEKiP-Kurs besucht.

 

Schlaf-Wach-Rhythmus

Babys verschlafen auch im Alter von drei Monaten noch einen Großteil des Tages. 16 – 18 Stunden Schlaf – aufgeteilt auf mehrere Schlafphasen – sind dabei keine Seltenheit.[16] Im Vergleich zu Neugeborenen können sich die Schlaf- und Wachphasen jedoch nach den ersten drei Lebensmonaten verschieben.

Einen zirkadianen Rhythmus mit Anpassung an die Tages- und Nachtzeit können Babys in diesem Alter noch nicht aufrechterhalten. Viele Eltern beobachten jedoch nach dem ersten Vierteljahr, dass sich die Schlaf- und Wachphasen des Babys verlängern.

Für viele Eltern wird es vor allem eine Erleichterung sein, dass etwa 70%[17] der drei Monate alten Babys nachts durchschlafen können. Diese längere Schlafphase, die von kürzeren Wachphasen durchbrochen sein kann, dauert in der Regel etwa fünf bis sechs Stunden.[18]

Der Begriff des Durchschlafens wird dabei häufig missverstanden werden. Alle Babys wachen in der Nacht ein- oder mehrmals auf. Die Fähigkeit, sich dabei selbst zu beruhigen und dann auch ohne Hilfe wieder einzuschlafen, wird von den Eltern dann als Durchschlafen interpretiert.

In diesen Fällen bemerken die Eltern die kurze Wachphase des Babys meist nicht. Einigen Babys gelingt es jedoch nicht, sich selbst zu beruhigen. Eine volle Windel oder Hunger können außerdem dafür sorgen, dass das Baby nicht von allein wieder einschlafen kann.

Im Vergleich zu den ersten Lebenswochen ist die Verlängerung der nächtlichen Schlafphase eine enorme Entwicklung. Schließlich musste das Baby zu Beginn mehrmals in der Nacht gefüttert, gewickelt, getröstet und wieder in die nächste Schlafphase begleitet werden.

Die Entwicklung des Schlaf-Wach-Rhythmus und eine Anpassung an die Tageszeiten ist vor allem von der Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems abhängig.[19] Deswegen kann es sehr individuell sein, wie lange es dauert, bis das eigene Baby ebenfalls durchschläft.

Auch wenn Eltern sich nach den ersten drei Monaten sehnlichst das Durchschlafen des Babys wünschen: Viele Säuglinge müssen bis zum sechsten Lebensmonat noch mindestens einmal pro Nacht gefüttert werden.[20]

Mit diesem Wissen im Hinterkopf sollten Eltern von Babys mit „Schlafproblemen“ den Ratschlägen und Tipps von Außenstehenden begegnen. Häufig führen diese Kommentare nämlich dazu, dass Eltern denken, sie machen bei der Pflege und Erziehung ihres Säuglings etwas falsch.

 

Gefühle und Kommunikation – Babys geistige Entwicklung im ersten Vierteljahr

Ab dem dritten Lebensmonat nimmt das Volumen des Großhirns deutlich zu.[21] Damit gehen viele mentale Entwicklungsschritte einher. Das Baby entwickelt ein Bewusstsein für sich selbst und seine Umwelt. Auch die Wahrnehmungsfähigkeit und die Aufmerksamkeit nehmen zu.

Wie gebannt betrachtet das Baby weiterhin Gesichter; am liebsten die seiner engsten Bezugspersonen. Es kann auf ein Lächeln reagieren und zwischen vertrauten und fremden Gesichtern unterscheiden.

Mit der Reifung des gesamten Sehapparates erlangt das Baby außerdem die Fähigkeit, auch weiter entfernte Objekte wahrnehmen zu können. Hält man einen Gegenstand in sein Gesichtsfeld, wird es diesen mit großer Ausdauer fixieren. Auch das Verfolgen mit den Augen ist ihm jetzt möglich.

Das schon bei der Geburt exzellent funktionierende Gehör verleiht dem Baby im Alter von drei Monaten die Fähigkeit, verschiedene Höreindrücke zu unterscheiden. Interessante Geräusche wie die von Rasseln oder einem Glöckchen rufen bei ihm im Vergleich zu normalen Alltagsgeräuschen ein gesteigertes Interesse hervor.

Neben der Reaktion auf ein Lächeln ist das Baby nun immer mehr dazu in der Lage, Stimmungen seiner Bezugspersonen aufzunehmen und zu reflektieren. Durch Nachahmung von Mimik und Gestik versucht es, Kontakt mit seinen Eltern zu halten.

Auf direkte Ansprache kann man das typische Baby-Gebrabbel erwarten. Auch wenn bis zu den ersten Wörtern noch eine Weile vergehen wird, versucht das Baby schon jetzt, mit den ihm zur Verfügung stehenden Fertigkeiten zu kommunizieren.

Während Neugeborene vor allem mit recht undifferenziertem Weinen und Schreien auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machen, können Babys ab dem dritten Lebensmonat auf verschiedene Arten kommunizieren.

Auch wenn Weinen und Schreien vor allem bei Unwohlsein oder ausgeprägten Bedürfnissen (Müdigkeit, großer Hunger) die Klassiker bleiben, setzen Babys darüber hinaus Brabbeln, Plappern, Kichern, Lachen und auch die Körpersprache (Stirnrunzeln, Handbewegungen) zur Kommunikation ein.

Für das Verstehen der neuen Lautäußerungen müssen Eltern und Baby ihre Kommunikation neu aufeinander abstimmen. Während man das Weinen und Schreien im Alter von drei Monaten sicher einordnen kann, muss man jetzt neu lernen, was mit „bra bra bra“ und „oh oh oh“ wohl gemeint sein könnte.

Häufiges Reden mit dem Baby führt außerdem dazu, dass es beginnt, Wörter oder auch die Stimmlage der Eltern zu imitieren. Weil die Sprachentwicklung vor allem auf Imitation beruht[22], sollte dieses Verhalten gefördert werden.

Auch wenn es bis zu den ersten Wörtern noch einige Zeit dauern wird, hat das Baby großen Spaß an seinen neu gewonnenen Kommunikationsmöglichkeiten. Sie stillen dabei nicht nur sein Mitteilungsbedürfnis, sondern fördern auch die Eltern-Kind-Bindung sowie die soziale Interaktion mit anderen Kindern und Familienmitgliedern.

 

 

Wichtiger Hinweis und Disclaimer

Dieser Artikel behandelt zum Teil auch ein Gesundheitsthema. Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen und wurden sorgfältig recherchiert und mit fundierten Quellenangaben belegt. Die bereitgestellten Informationen erfolgen so objektiv wie möglich und sind – so weit möglich – frei von Wertung und Empfehlung.

Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit wird jedoch keine Garantie gegeben. Dieser Artikel dient nicht der Eigendiagnostik oder der medizinischen Beratung, sondern hat rein informativen Charakter. Er kann und soll die Beratung durch einen Arzt oder eine Hebamme nicht ersetzen.

 

 

 

[1] https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2018/daz-4-2018/k-ein-banaler-infekt

[2] https://www.kinderaerzte-im-netz.de/erste-hilfe/sofortmassnahmen/fieber/

[3] https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/fieber/

[4] https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/referenzperzentile/gewicht.pdf?__blob=publicationFile

[5] https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/0-12-monate/gewichtsentwicklung/

[6] https://flexikon.doccheck.com/de/Perzentile

[7] https://www.ernaehrungsepidemiologie.uni-bonn.de/forschung/donald-1/publikationen/eu12-2016-update-sauglingsernahrung.pdf

[8] https://www.focus.de/gesundheit/baby/news/ueberhydrierung-wenn-wasser-babys-vergiftet_aid_303147.html

[9] https://www.gesund-ins-leben.de/inhalt/saeuglingsnahrung-29434.html

[10] https://www.thieme.de/de/baby-schwangerschaft/reflexe-19382.htm

[11] https://www.bdl-stillen.de/tl_files/bdl/files/eigene_Infoblaetter/Block_Beikost_2019_eMail.pdf

[12] http://bildungswerk.drk.de/familienbildung/kursangebote/pekip-im-vulkaneifelkreis.html

[13] https://www.deutschlandfunkkultur.de/der-fruehfoerderungswahn.954.de.html?dram:article_id=141628

[14] https://www.svz.de/ratgeber/medizin-gesundheit/das-genormte-kind-id16897466.html

[15] https://aok-erleben.de/pekip-kurse-fuer-babys-bringen-die-was/

[16] https://www.kindergesundheit-info.de/themen/schlafen/0-12-monate/babyschlaf/

[17] https://www.elternimnetz.de/kinder/erste_lebensjahr/schlaf.php

[18] https://www.eltern-bildung.at/expert-inn-enstimmen/einschlafen-und-durchschlafen-im-babyalter-2/

[19] http://docplayer.org/72574425-Arousals-bei-frueh-und-reifgeborenen.html

[20] https://www.kindergesundheit-info.de/themen/schlafen/0-12-monate/babyschlaf/

[21] https://www.netdoktor.de/baby-kleinkind/babys-erstes-jahr/babys-3-monat/

[22] http://www.sprachfoerderung.info/spracherwerb.htm

 

Bildquellen

Illustrationen: Natalya Zelenina