Nach einer komplikationslosen Geburt bleiben Mutter und Baby statistisch gesehen etwa drei bis vier Tage im Krankenhaus, bevor es nach Hause geht. Wie lange der Krankenhausaufenthalt dauert, hängt von vielen Faktoren ab und ist deswegen immer eine individuelle Entscheidung der Eltern und der behandelnden Ärzte.
Ob man nach der Geburt direkt nach Hause möchte oder lieber ein paar Tage in der geschützten Umgebung des Krankenhauses verbleibt, hängt auch vom Gesundheitszustand und den eigenen Vorlieben ab. Der Krankenhausaufenthalt nach einem Kaiserschnitt dauert in der Regel ein paar Tage länger der nach einer natürlichen Geburt.
Für das Neugeborene macht es dabei keinen großen Unterschied, ob es die ersten Lebenstage zuhause oder im Krankenhaus verbringt. Als Faustregel gilt: Der beste Ort für Mutter und Baby ist der, wo sie gut versorgt und sicher aufgehoben sind.
Stillen – Mehr als nur Nahrungsaufnahme
Neugeborene schlafen etwa 16 bis 18 Stunden am Tag und sind gerade in ihren ersten Lebenstagen nicht sehr aktiv. Die Schlafphasen werden vor allem durch das Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme unterbrochen. Weil der Magen eines Neugeborenen sehr klein ist, muss es häufig und mit kleinen Mengen gestillt bzw. gefüttert werden.
Die meisten Neugeborenen verlangen etwa alle zwei bis drei Stunden nach der Brust bzw. der Flasche. Die aufgenommene Menge beträgt dabei in den ersten beiden Lebenswochen pro Mahlzeit nur etwa 50 ml.
Viele Babys machen sich lautstark bemerkbar, wenn sie Hunger haben. Andere sind mit ihren Lautäußerungen subtiler. Wie man die sicheren Hungerzeichen erkennt, haben wir bereits in unserem Artikel über das Stillen erwähnt.
Im Laufe der ersten Lebenstage lernen die Eltern recht schnell, ob das Baby gefüttert werden möchte. Wann immer es möglich ist, sollte das Baby bei den ersten Anzeichen von Hunger gestillt werden, damit das Anlegen problemlos gelingt.
Viele Eltern sind besorgt, ihr Kind zu verwöhnen, wenn sie es bei jedem Anzeichen von Hunger sofort füttern oder ein weinendes Baby durch Stillen zu beruhigen. Nahrungsaufnahme, Schlafen, Geborgenheit und Sicherheit gehören jedoch zu den absoluten Grundbedürfnissen des Babys. Stillen, Tragen und Beruhigen sind deswegen keine Handlungen des Verwöhnens, sondern stärken das Urvertrauen des Babys und ermöglichen ihm so, seine ersten Lebenstage so entspannt wie möglich zu verbringen.
Bis sich das Stillverhältnis eingespielt hat, können einigen Wochen vergehen. Die ersten Lebenstage dienen vor allem dazu, die gegenseitigen Bedürfnisse kennenzulernen. Weil die Milchmenge von der Nachfrage abhängt, stimmt sie anfangs noch nicht optimal mit dem Bedarf des Babys überein.
Hebammen empfehlen deswegen, das Baby anzulegen, wann immer es den Wunsch danach hat, und es so lange trinken zu lassen, bis es seinen Bedarf gestillt hat. Auf diese Weise finden Mutter und Baby am schnellsten ihr Gleichgewicht.[1]
Schlafverhalten
Wie bereits erwähnt, haben Neugeborene ein ausgeprägtes Schlafbedürfnis. In 24 Stunden schlafen sie etwa 16 bis 18 Stunden. Ihr Schlafverhalten ist dabei von dem Erwachsener grundverschieden.
Eine Schlafphase dauert im Schnitt zwei bis drei Stunden.[2] Anders als ältere Babys durchlaufen Neugeborene direkt nach dem Einschlafen eine REM-Schlaf-Phase. Dieser sogenannte Traumschlaf macht über die Hälfte der gesamten Schlafzeit aus.[3] Erst im Anschluss an diese aktive Schlafphase fällt das Baby in den Tiefschlaf.
Die häufigen und lang anhaltenden REM-Schlafphasen fördern die Gehirnentwicklung. Genau wie bei Erwachsene verarbeiten auch Neugeborene die Eindrücke des Tages im Traumschlaf. Weil gerade die ersten Tage und Wochen das Baby mit zahlreichen Reizen herausfordern, ist es auf den häufigen REM-Schlaf angewiesen.
Ein echter Tag-Nacht-Rhythmus ist von einem Neugeborenen in den ersten Lebenswochen nicht zu erwarten. Sie durchlaufen abwechselnd eine REM- und eine Tiefschlafphase und werden im Anschluss kurz wach. Dieser Zyklus dauert etwa 50 bis 60 Minuten.
Viele Babys können im Anschluss an den ersten Zyklus von allein wieder einschlafen. Nach etwa 2,5 bis 3 Stunden schließt sich dann eine längere Phase des Wachseins an. Durch die häufigen Wechsel der Schlafphasen schlafen Neugeborene weniger tief als ältere Babys oder Kleinkinder und können schneller oder häufiger aufwachen.
Auch wenn viele Babys 2 – 3 Stunden am Stück schlafen können, gelingt in anderen Fällen gelingt der Übergang zwischen den Schlafphasen nicht, sodass das Baby wach wird und nicht von allein wieder einschlafen kann. Das Schlafverhalten des Neugeborenen ist dabei überwiegend unabhängig von der jeweiligen Tages- oder Nachtzeit.
Die Schlafphasen in der Nacht und die Wachphasen am Tag verlängern sich erst im Alter von etwa zwei Monaten. Bis dahin sind der Tagesablauf und das Schlafverhalten der Eltern stark geprägt davon, wie ihr Baby schläft.
Erst mit der Reifung und Weiterentwicklung des Gehirns erlernt das Baby den zirkadianen Rhythmus und damit auch den Unterschied zwischen Tag und Nacht. Der Schlafbedarf kann dabei sehr individuell sein. Viele Tipps und Tricks, wie man seinem Kind – und damit auch sich selbst – das Schlafen erleichtern kann, haben wir in einem separaten Artikel zusammengefasst.
Größe und Gewicht
Ein Größenzuwachs ist bei Neugeborenen in ihren ersten Lebenstagen kaum zu verzeichnen. Dafür lassen sich jedoch Veränderungen am Gewicht beobachten. Anders als viele Eltern erwarten, verliert das Baby nach der Geburt zunächst an Gewicht.
Dies ist zunächst kein Grund zur Sorge. Der Gewichtsverlust erklärt sich vor allem durch Wasser, dass aus dem Gewebe geschwemmt und anschließend ausgeschieden wird. Bei Neugeborenengelbsucht können außerdem Müdigkeit und Erschöpfung zu einer Saugschwäche und damit zu einer vorübergehenden Unterernährung führen.
Mit einem Lebensalter von etwa 14 Tagen erreichen die meisten Babys wieder ihr Geburtsgewicht und nehmen von da an kontinuierlich zu. Problematisch ist die Gewichtsabnahme erst, wenn sie mehr als 10% des Ausgangsgewichtes beträgt. Eltern sollten in diesen Fällen ihren Kinderarzt oder die Hebamme um Rat fragen.
Überdurchschnittlich starke Gewichtsabnahmen können beispielsweise auf Probleme beim Stillen hinweisen. Auch eine reduzierte Menge oder eine nährstoffarme Zusammensetzung der Muttermilch kann zu einer Unterversorgung des Babys führen.
Mit dem Zufüttern sollte man es deswegen trotzdem nicht übereilen. In vielen Fällen regulieren sich die Zusammensetzung und die Menge der Muttermilch im Laufe der Zeit, sodass das Baby trotz Startschwierigkeiten nach einigen Tagen problemlos und voll gestillt werden kann.
Wenn das Anlegen anfangs Schwierigkeiten bereitet, sollte das Zufüttern immer zuerst mit abgepumpter Muttermilch versucht werden. Flaschennahrung ist immer dann eine Alternative, wenn die Mutter Medikamente einnimmt, die in die Muttermilch übergehen, oder wenn sie aufgrund von Krankheit weder Stillen noch Abpumpen kann.
Innerhalb der ersten drei bis vier Lebenswochen beträgt die normale Gewichtszunahme von Neugeborenen etwa 150 bis 200 Gramm pro Woche.[4] Bis das Baby sein Geburtsgewicht verdoppelt hat, vergehen im Schnitt etwa 4 Monate.
Im Zusammenhang mit der Entwicklung von Körpergröße und Gewicht hört man immer wieder den Begriff Perzentile. Jedes Mal, wenn das Baby vom Kinderarzt gewogen und gemessen wird, trägt er diese Werte in die sogenannte Perzentilenkurve ein.
Anhand dieser Kurve lässt sich schnell ablesen, ob das Baby sich dem Durchschnitt entsprechend entwickelt und ob es beispielsweise besonders schnell oder langsam wächst. Babys in der 50. Perzentile entsprechen dabei dem Durchschnitt.
Liegt das eigene Kind bei der Entwicklung über oder unterhalb des Durchschnitts, sollten Eltern sich darüber zunächst keine zu großen Sorgen machen. Alle Werte, die zwischen der 3er und der 97er Perzentile liegen, entsprechen noch dem akzeptablen Normbereich. Große Abweichungen und Schwankungen können jedoch ein Hinweis auf Entwicklungsstörungen sein und gehören deswegen immer in fachärztliche Hände.
Eine Übersicht über die Gewichtsentwicklung innerhalb der ersten sechs Lebensmonate bietet die WHO getrennt für Jungs und Mädchen. Hier können Eltern sich über eine normale Gewichtsentwicklung informieren.[5][6]
Babysignale verstehen – Kommunikation zwischen Eltern und Baby
Während Außenstehende ein Baby einfach nur weinen oder plappern hören, lernen Eltern sehr schnell, welche Art von Lautäußerung auf welches Bedürfnis des Babys hindeuten.
Das Verhalten, die Lautäußerungen und die Körpersprache des Babys erscheinen zunächst total zufällig zu sein. Einige Babys versuchen Augenkontakt herzustellen, sind hier jedoch aufgrund ihrer starken Kurzsichtigkeit in den ersten Lebenstagen deutlich eingeschränkt.
Weil Babys sich nur mit Wimmern, Weinen, Schreien oder Plappern mitteilen können, müssen Eltern lernen, ihre Signale richtig zu deuten. Was am Anfang wie eine Mammutaufgabe wirkt, entwickelt sich tatsächlich problemlos, leicht und intuitiv innerhalb der ersten Lebenstage.
Die Welt des Neugeborenen dreht sich zunächst vor allem ums Schlafen, Kuscheln und Essen. Gleichzeitig möchte es sich sicher, geborgen und umsorgt fühlen. Auf jeden Wunsch nach Aufmerksamkeit zu reagieren, hat vor allem in den ersten Lebenstagen wenig mit Verwöhnen zu tun.
Ganz im Gegenteil stärken Eltern die Beziehung zu ihrem Kind, wenn Sie es beruhigen, wenn es weint und immer dann füttern, wenn es hungrig ist. Die meisten Babys scheinen in den Vormittags- und Mittagsstunden zufriedener zu sein und weinen eher am späten Nachmittag und Abend. Bei vielen Babys ist das auf die Reizüberflutung des Tages zurückzuführen.
Tagsüber ist das Baby zahlreichen Reizen ausgesetzt. Lärm, Licht, Gerüche und die Anwesenheit von weniger vertrauten Personen wie beispielsweise Besuchern können das Neugeborene überfordern und führen so zu häufigerem Weinen und Schreien in den frühen Abendstunden.
Je schneller man das Baby zu beruhigen versucht, desto eher lernen Eltern die Signale des Babys zu deuten. Ob eine volle Windel, Hunger, Schmerzen oder das Gefühl von Alleinsein zum Schreien des Babys führt, können Eltern in den ersten Lebenstagen nur erahnen. Hier sollte man sich auf seine Intuition verlassen.
Im Laufe der Zeit wird es immer leichter, die individuellen Signale des Babys zu verstehen und zu deuten. Genau wie die Eltern lernt auch das Baby, auf das Verhalten, die Stimme und die Stimmung der Eltern zu reagieren. Die Kommunikation zwischen Eltern und Kind geht also in beide Richtungen.
Je mehr Kontakt zwischen den Familienmitgliedern besteht, desto einfacher ist es für das Baby, seine Bedürfnisse zu äußern. Gleichzeitig müssen Eltern und Geschwister immer seltener raten, was das Baby gerade möchte oder wie sie es beruhigen können.
Für alle Beteiligten hat dies einen weiteren, entscheidenden Vorteil: Eltern fühlen sich in ihrer Rolle bestätigt und in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt, wenn sie zielsicher für Wohlbehagen und Zufriedenheit beim Baby sorgen können. Das Neugeborene hingegen stärkt sein Urvertrauen und lernt, dass es nicht allein ist. Je sicherer es sich fühlt, desto seltener wird es sich einem scheinbar grundlosen oder emotional aufgeladenen Schreianfall hingeben.
Anhaltendes Weinen und Schreien kann in einigen Fällen auch andere Auslöser als die üblichen Gründe haben. Neugeborene, die frisch gewickelt und gestillt sind, ausreichend geschlafen haben und auch sonst eigentlich zufrieden sein sollten, könnten unter gesundheitlichen Gründen leiden. Deswegen sollten Eltern im Zweifel einen Kinderarzt zurate ziehen, um Schmerzen oder eine Erkrankung auszuschließen.
Quellen
[1]http://stillberatung-dresden.de/mahlzeiten-und-trinkmengen-eines-babys/
[2]https://www.swiss-paediatrics.org/sites/default/files/paediatrica/vol20/n5/pdf/19-29.pdf
[3]http://www.schlaf.de/was_ist_schlaf/1_30_10_remschlaf.php
[4]https://www.netdoktor.at/familie/baby/gewichtszunahme-bei-einem-saeugling-5017
[5]https://www.who.int/childgrowth/standards/cht_wfa_boys_p_0_6.pdf
[6]https://www.who.int/childgrowth/standards/cht_wfa_girls_p_0_6.pdf
Bildquellen
Illustrationen: Natalya Zelenina