Etwa 40 Wochen hat das Baby vor der Geburt im Mutterleib verbracht. In dieser Zeit war es von einer Fruchtblase und etwa einem Liter Fruchtwasser umgeben. Um diese Zeit unbeschadet zu überstehen, entwickelt der Fötus einige Schutzmechanismen.
Zu diesen gehören unter anderem die Käseschmiere und das Lanugohaar. Viele Paare, die erstmals Eltern werden, sind über das Erscheinungsbild ihres Neugeborenen erstaunt. Entgegen der Erwartung sehen Neugeborene fast immer anders aus, als es z. B. die Werbung suggeriert.
Für viele Eltern ist der erste Anblick ihres Neugeborenen trotzdem ein magischer Moment, den sie wohl nie wieder vergessen werden. In diesem Blogartikel erklären wir, was die Eltern beim ersten Anblick des Neugeborenen erwartet und wie schnell sich das Aussehen nach der Geburt verändern kann.
So sieht das Baby gleich nach der Geburt aus
Schon lange vor dem errechneten Geburtstermin ist die gesamte Familie gespannt darauf, wie das Baby wohl aussehen wird. Ob es den Geschwistern oder einem Elternteil besonders ähnlich sieht, wird vor allem durch seine Gene bestimmt.
Mit einem 3D-Ultraschall kann man schon vor der Geburt einen guten Eindruck über das Aussehen des Babys bekommen. Allen Vorstellungen, Fantasien und Wünschen zum Trotz sind vor allem Eltern eines Erstgeborenen dann sehr erstaunt, wie das Neugeborene tatsächlich aussieht.
Durch den langen Aufenthalt im Mutterleib und den Weg durch den engen Geburtskanal zeigen sich vor allem an der Haut und der Kopfform deutliche Besonderheiten.
Kopfform und Fontanelle
Damit der große Kopf den engen Geburtskanal passieren kann, ist der Schädel des Fötus aus einzelnen Knochenfragmenten zusammengesetzt. Diese sorgen für die nötige Flexibilität, sodass der Schädel die Geburt unbeschadet überstehen kann.
Zwischen den Knochen befinden sich insgesamt sechs Lücken (Fontanellen), die mit Bindegewebe gefüllt sind und so dem Schädel Stabilität geben. Die größte Fontanelle befindet sich zentral oben auf dem Köpfchen und ist wie eine Raute geformt. Sie pulsiert und ist so groß, dass man den Pulsschlag des Babys sehen kann.[1]
Direkt nach der Geburt ist der Kopf unregelmäßig geformt und in die Länge gezogen. Durch die starken Kräfte, die bei der Passage durch den Geburtskanal entstehen, ist der Kopf kurz nach der Geburt unregelmäßig geformt und in die Länge gezogen. Eine annähernd normale, runde Form des Köpfchens entwickelt sich innerhalb der ersten Lebenstage.
Das schnelle Wachstum in den ersten Lebensmonaten wird ebenfalls erst durch die flexible Anordnung der Schädelknochen möglich. Vor allem das Gehirn wächst in den ersten 12 Lebensmonaten sehr schnell und verdoppelt bis zum ersten Geburtstag des Babys sein Gewicht.[2] Entsprechend lange dauert es, bis sich die endgültige Kopfform des Kindes herausbildet.
Im Laufe der ersten Lebenswochen beobachten viele Eltern, dass sich der Hinterkopf des Babys deutlich abflacht. Durch häufige Lagerung auf dem Rücken verschieben sich die immer noch beweglichen Knochenfragmente und führen zu einem häufig auftretenden platten Hinterkopf. Etwa 1 von 300 Säuglingen ist davon betroffen.[3]
Trotz dieses Phänomens wird die Rückenlage bei Säuglingen weiterhin empfohlen, weil sie nachweislich das Risiko des plötzlichen Kindstodes verringert.[4] Trotzdem bieten sich auch in der Rückenlage einige Möglichkeiten, die Position des Kopfes immer wieder leicht zu verändern, sodass eine einseitige Belastung des Schädels verhindert wird.
Unter Aufsicht und im Wachzustand kann das Baby gelegentlich auf dem Bauch gelagert werden. Drehungen des Kopfes lassen sich außerdem fördern, indem interessante Gegenstände (z. B. Mobiles, Lichter) an verschiedenen Stellen im Zimmer platziert werden. So dreht das Baby ganz von selbst und aus Interesse den Kopf häufiger in eine andere Richtung als die, die es normalerweise bevorzugt.
Viele Eltern behelfen sich außerdem mit speziellen Babykopfkissen. Diese haben in der Mitte ein Loch oder eine Mulde und sollen so den Hinterkopf entlasten. Bei der Beurteilung dieser Kissen gehen die Meinungen jedoch weit auseinander.
Kinderärzte und Forscher empfehlen seit Jahren, auf Kissen im Babybett gänzlich zu verzichten. Kissen, Decken, Stofftiere oder andere Gegenstände können das Risiko für das Ersticken oder den plötzlichen Kindstod erhöhen und stellen so ein Risiko dar.[5]
Andererseits wurde auf dem 131. Chirurgenkongress in Berlin diskutiert, welche Spätfolgen sich durch schwere Schädelverformungen ergeben können. Experten sprachen sich auf diesem Kongress für die Verwendung der speziellen Lagerungskissen aus.[6]
Ob ein solches Lagerungskissen geeignet und sinnvoll ist, sollte am besten mit dem Kinderarzt besprochen werden. Dieser kann die Risiken von Schädelverformungen und plötzlichem Kindstod gegeneinander aufwiegen und bei der Entscheidungsfindung helfen. Wer auf der sicheren Seite sein will, kann das Lagerungskissen tagsüber und unter Aufsicht verwenden.
Haut und Hautfarbe
Die Hautfarbe des Babys ist direkt nach der Geburt meist dunkelrot bis violett. Mit den ersten Atemzügen wechselt der Farbton zu einem helleren Rot, das innerhalb des ersten Lebenstages der genetisch vorgegebenen Hautfarbe weicht.
Die Hautfarbe wird unter anderem bei der ersten Vorsorgeuntersuchung im Rahmen des APGAR-Tests beurteilt. Hände und Füße des Babys können auch bei gesund geborenen Neugeborenen zunächst bläulich sein.
Mit der Entwicklung und Aufrechterhaltung des Blutkreislaufes durchläuft das Baby eine große Anpassung an das Leben außerhalb des Mutterleibes. Dies kann mehrere Stunden bis Tage anhalten.
Bei der Geburt ist die Haut des Babys mit der sogenannten Käseschmiere bedeckt. Diese weiße Schicht besteht aus Wasser, Hautfett, Haaren und verschiedenen Zellen.[7] Im Mutterleib schützt sie die Haut vor dem Aufweichen durch das Fruchtwasser. Gleichzeitig vereinfacht sie als eine Art Gleitmittel den Weg durch den engen Geburtskanal.
Nach der Geburt erfüllt die Käseschmiere weitere Funktionen. So schützt sie das Baby vor zu schneller Abkühlung und erleichtert so die Anpassung an die deutlich kühleren Umgebungstemperaturen im Kreißsaal.
Gleichzeitig bildet die Käseschmiere eine natürliche Schutzbarriere gegen Krankheitserreger und erhält gleichzeitig den Feuchtigkeitshaushalt der Haut. Beim Abtrocknen nach der Geburt wird ein Großteil der Käseschmiere bereits entfernt.
Der Rest zieht in die Haut ein und versorgt sie nachhaltig mit Feuchtigkeit. Weil die Substanz geruchsneutral ist und gleichzeitig eine hohe Pflegewirkung hat, wird sie häufig nicht mehr durch sofortiges Baden von der Haut entfernt.[8]
Neugeborenengelbsucht
Statistisch betrachtet entwickeln über 50% der Neugeborenen innerhalb der ersten Lebenstage eine Neugeborenengelbsucht. Anders als bei einer klassischen Hepatitis handelt es sich hier jedoch nicht um eine Infektionskrankheit.
Weil der gesamte Organismus durch die Geburt einer großen Veränderung unterworfen ist, benötigen die inneren Organe einige Zeit, um sich anzupassen. Eine Neugeborenengelbsucht wird ausgelöst, wenn die Leber des Neugeborenen nicht ausreichend ausgereift ist.
Babys mit dieser besonderen Gelbsucht fallen vor allem durch eine gelbliche Hautfarbe auf. Auch der Augapfel kann gelb verfärbt sein. Die Veränderung ist meistens am zweiten oder dritten Lebenstag sichtbar und kann mehrere Tage anhalten.
Die häufigste Ursache ist, dass Neugeborene mit einer großen Anzahl an roten Blutkörperchen geboren werden. Diese können vom Körper in großer Überzahl nicht verwertet werden, sodass sie zerfallen.
Dabei wird der rote Blutfarbstoff (Hämoglobin) in Bilirubin umgewandelt. Weil Bilirubin in der Leber verstoffwechselt wird, lagern sich bei vielen Neugeborenen diese Farbstoffe zunächst in der Haut ab. Die wenig ausgereifte Leber des Neugeborenen benötigt mehrere Tage, um das Bilirubin vollständig abzubauen.
Wie ausgeprägt die Neugeborenengelbsucht ist, kann mit einem Bluttest bestimmt werden. In vielen Fällen ist das Phänomen nicht behandlungsbedürftig und verschwindet innerhalb von etwa zwei Wochen von selbst.
Auch wenn die Neugeborenengelbsucht in vielen Fällen harmlos ist, muss bei sehr hohen Bilirubinwerten (ab 18mg/ dl[9]) eine Behandlung erfolgen, um Folgeschäden zu verhindern. Hier bietet sich beispielsweise eine Lichttherapie an, durch die der gelbe Farbstoff Bilirubin umgewandelt und anschließend mit dem Urin ausgeschieden wird.[10]
Haare und Haarfarbe
Die ersten Haare des Babys entwickeln sich bereits im Mutterleib. Der feine Haarflaum wird Lanugohaar genannt und gibt Aufschlüsse über den Reifegrad des Neugeborenen.
Jedes Lanugohaar ist mit einer Talgdrüse verbunden, die für die Produktion der Käseschmiere verantwortlich ist. Die besondere Beschaffenheit dieses Haartyps sorgt dafür, dass die Käseschmiere besonders gut auf der Haut des Babys haftet.
An der Menge des Lanugohaares lässt sich bei der Geburt des Babys sein Reifegrad bestimmen. Frühgeborene sind häufig am ganzen Körper mit dem Haarflaum bedeckt. Bei normaler Entwicklung sind bei der Geburt nur noch einzelne Bereiche des Körpers mit Lanugohaar bedeckt (z. B. Kopf, Kreuzbein, Schultergürtel). Ein Großteil des Haarflaumes bildet sich schon vor der Geburt im Mutterleib zurück.
Verbliebenes Lanugohaar fällt kurz nach der Geburt aus und wird durch normales Haarwachstum ersetzt. Farbe, Struktur und Menge der Haare sind dabei genetisch bedingt. Die endgültige Erscheinung der Haare entwickelt sich trotzdem erst mit dem Eintritt in die Pubertät.[11]
Haarwachstum
Das Haarwachstum Neugeborener entspricht ab der Geburt etwa dem von Erwachsenen. Das Haar wächst etwa 12-15 cm pro Jahr. Trotzdem kann es große individuelle Unterschiede geben, die zunächst keinen Anlass zur Sorge geben.
Einige Babys werden bereits mit einer dichten Kopfbehaarung geboren, während andere noch Lanugohaar auf dem Haupt tragen und entsprechend einige Tage nach der Geburt zunächst ohne jede Kopfbehaarung dastehen. Einige Eltern empfinden diese Babyglatze als belastend und suchen nach Mitteln, um das Haarwachstum des Babys anzuregen.
Mit ausgeglichener Ernährung und einer gesunden Entwicklung schafft man hier sicherlich eine gute Basis. Beschleunigen lässt sich die Entwicklung des Haarschopfes jedoch nicht. Hausmittel haben keinen nachgewiesenen Effekt und können unter Umständen sogar einen Risikofaktor darstellen (z. B. Kieselerde[12]).
Babyhaare sollten regelmäßig gekämmt werden. Dadurch wird Knotenbildung vorgebeugt und die Sauerstoffversorgung der Kopfhaut verbessert. Für eine allgemeine, gesunde Entwicklung ist dies förderlich, aber auch hier gilt: Weder häufiges Kämmen noch das Rasieren des Köpfchens führt zu einer Beschleunigung des Haarwachstums.
Viele Babys haben am Hinterkopf außerdem eine kahle Stelle. Viele Eltern müssen sich dazu Kritik anhören, die darauf hinweist, dass zu langes Liegen auf dem Hinterkopf die Ursache für die haarfreien Stellen sei.
Tatsächlich ist es so, dass die immer gleiche Liegeposition für mehr Reibung sorgt. Haare, die bereits am Ende ihres Lebenszyklus stehen, fallen durch die erhöhte mechanische Belastung schneller aus.
Dies gilt jedoch nur für Haare, die ohnehin kurz vor dem Ausfallen waren. Weil das Haar am Hinterkopf bereits vor der Geburt deutlich weiterentwickelt ist als jenes im vorderen Bereich des Kopfes, fällt es vergleichsweise früher aus.
Durch den Wachstumsvorsprung kann es so vorkommen, dass am Hinterkopf eine kahle Stelle entsteht. Sorgen müssen sich die Eltern deswegen jedoch nicht. Dieser natürliche Prozess ist fast immer eine vollkommen normale Entwicklung.
Im Laufe der ersten Lebensmonate gleichen sich die Wachstumszyklen der einzelnen Kopfbereiche zunehmend an, sodass erst dann mit einem gleichmäßigen Haarwuchs am ganzen Kopf gerechnet werden kann.
Haarfarbe
Nicht nur die Menge der Haare, sondern auch ihre Farbe kann nach der Geburt großen Schwankungen unterworfen sein. Einige Babys kommen mit hellen Haaren auf die Welt, die im Laufe der Entwicklung immer dunkler werden. Ursächlich ist hier die noch nicht vollständig ausgereifte Entwicklung der Pigmentierung.
In den meisten Fällen wird der Haarschopf nach einiger Zeit dunkler. Dass sich die Haarfarbe von dunkel zu hell verändert, kommt dagegen nur selten vor. Bei einigen Kindern kann sich ein ursprünglich dunkler Haarschopf jedoch ins Rötliche wandeln.[13]
Auch die Haarstruktur kann sich im Laufe der Entwicklung verändern. Weil die Haare von Säuglingen sehr fein und dünn sind, neigen sie dazu, sich zu kräuseln. Diese niedlichen Babylocken können jedoch verschwinden, wenn das Haar kräftiger nachwächst.
So kann es vorkommen, dass ein Baby zunächst blonde Locken hat und nach einigen Monaten glatte, braune Haare auf dem Kopf trägt. Das endgültige Erscheinungsbild der Haarpracht entwickelt sich erst nach einigen Lebensmonaten und kann sich bis zur Pubertät immer wieder verändern.
Quellen
[1]https://www.babyartikel.de/magazin/die-fontanelle
[2]https://www.gesundes-kind.de/vorsorge/gesunde-entwicklung/
[3]https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/flacher-hinterkopf-beim-baby-meist-unbedenklich/
[4]https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Ein-Rezept-gegen-ploetzlichen-Kindstod-270170.html
[5]https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/ploetzlicher-kindstod-bloss-keine-kissen/
[6]https://www.pharmazeutische-zeitung.de/2014-03/saeuglinge-kissen-gegen-kopfverformung/
[7]https://flexikon.doccheck.com/de/K%C3%A4seschmiere
[8]https://www.swissmom.ch/baby/medizinisches/das-neugeborene/kaeseschmiere/
[9]https://www.netdoktor.de/symptome/neugeborenengelbsucht/
[10]https://www.kinderarzt-wendelstein.de/2017/05/02/neugeborenen-gelbsucht/#
[11]https://www.dr-gumpert.de/html/haarwachstum_beim_baby.html
[12]https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/schoene-haare-durch-kieselerde-7870
[13]https://www.baby-und-familie.de/Entwicklung/Wie-entwickeln-sich-Babyhaare-516145.html
Bildquellen
Illustrationen: Natalya Zelenina